„Kleines energetisches Weltwunder“ wird in Henstedt-Ulzburg gebaut. | Pressespiegel

    „Kleines energetisches Weltwunder“ wird in Henstedt-Ulzburg gebaut

    Ein Haus unabhängig von Heizöl, Erdgas und externer Stromzufuhr: In Schleswig-Holstein bislang einzigartiges Projekt

    Henstedt-Ulzburg. Es braucht weder Öl oder Gas, noch einen Stromanschluss: Trotzdem soll das geplante Doppelhaus behaglichen Wohnkomfort bieten. Als „kleines energetisches Weltwunder“ bezeichnete der Henstedt-Ulzburger Bauunternehmer Norbert Lüneburg sein bislang in Schleswig-Holstein einzigartiges Vorhaben, das im Neubaugebiet „Westlich Große Lohe“ umgesetzt werden soll. Gestern beim symbolischen ersten Spatenstich erhielt Bauherr Lüneburg prominente Unterstützung: Der ehemalige Ministerpräsident Björn Engholm buddelte mit.

    Zwei Jahre tüftelten mehrere Ingenieure namhafter Industrieunternehmen, bis Norbert Lüneburg (Geschäftsführer der GfG Hoch-Tief-Bau GmbH & Co. KG) sein „Autarkes EnergiePlus-Wohnsiegel-Haus“ für baureif erklären konnte. „Es wird das energieeffizienteste Einfamilienhaus Schleswig-Holsteins entstehen. Die auf und im Gebäude eingesetzte Technik kann sogar mehr Energie produzieren, als verbraucht wird“, kündigte Lüneburg an.
    Errichtet wird in dem Neubaugebiet unweit der Schulstraße ein Doppelhaus, dessen Bauteile alle den energetisch vorteilhaften Passivhausstandard besitzen und in Verbindung mit einer hocheffizienten Anlagentechnik dem Haus eine komplette Unabhängigkeit von Strom-, Heizöl- oder Gasanbietern ermöglichen. Das Dach wird aus Photovoltaikmodulen bestehen, die ganzjährig Strom liefern. Ein Großteil davon wird in eine Batterie fließen, die nicht größer als ein Kühlschrank ist und im Hauswirtschaftsraum stehen wird. Bei Bedarf steht so jederzeit Strom für den Hausgebrauch zur Verfügung. Sollte die Photovoltaikanlage mehr produzieren als benötigt wird, dann kann der Überschuss ins Netz des Energiekonzerns EON eingespeist werden. Dafür gibt es eine gesetzlich festgelegte Vergütung.
    Die Wärmeproduktion übernehmen auf der Garage installierte Solarkollektoren, die auch einen 100-Liter-Warmwasserspeicher versorgen. Eine Wasserzufuhr von außen ist wie bei anderen Häusern erforderlich.
    „Anders als beim Passivhaus richtet sich die Anlagentechnik nach dem Bedarf der Bewohner und nicht umgekehrt. Die Bewohner können jederzeit die Fenster öffnen, wann immer und wie lange sie wollen. Die Raumtemperatur ist in jedem Raum individuell regelbar. Die Luft im Haus wird auf Wunsch pollenfrei gefiltert“, erklärte Lüneburg. Der Clou sind zwei Steckdosen für das Betanken von Elektroautos und E-Rollern: Somit kann der Hausbesitzer den von seiner Photovoltaikanlage produzierten Strom auch zur Fortbewegung nutzen.
    Trotz der vielen Technik ist hinsichtlich der Architektur fast alles möglich. Die Mehrkosten im Vergleich mit einem konventionellen Neubau belaufen sich auf bis zu 50000 Euro. Allerdings gibt es staatliche Förderprogramme. Das „Autarke EnergiePlus-Wohnsiegel-Haus“, das in einigen Monaten fertig sein soll, wird als Referenzmodell vom Verband Wohnsiegel zertifiziert. Es-Ministerpräsident Björn Engholm übernahm die Schirmherrschaft für das Projekt. Engholm hatte schon 2001 eine Initiative zur Qualitätssicherung im Ein- und Zweifamilienhaus gegründet und hat dazu mit dem „Verband Wohnsiegel – Das Europäische Markenhaus“ Mindeststandards für Projektentwickler und Bauunternehmen erstellt. Der Bundesweit tätige Fachverband hat sich zwischenzeitlich fest in der Bauwirtschaft etabliert. Die Mitglieder sind rechtlich selbstständige Unternehmen, die den sehr hohen Qualitätsansprüchen des Verbandes gerecht werden müssen. Überlegungen für ein energieautarkes Gebäude habe es schon lange in seinem Verband gegeben, sagte Engholm. Sollte das Referenzmodell in Henstedt-Ulzburg funktionieren, dann werde es „bahnbrechend zur Energiewende beitragen“, meinte der frühere Berufspolitiker. Auch Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Torsten Thormählen zeigte sich begeistert von dem Projekt. „Es klang für mich zunächst unglaublich“, sagte der Verwaltungschef und dankte Bauherr Lüneburg für dessen unternehmerischen Mut. Das Vorhaben hatte sich schon vor dem Spatenstich herumgesprochen. „Das ist die Zukunft. Umweltfreundlicher kann man wohl nicht wohnen“, sagte der Schauspieler und Moderator Hakim-Michael Meziani („Rote Rosen“), der ein autarkes Haus in Maschen (Niedersachsen) von Norbert Lüneburgs Firma errichten lassen möchte.

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